Weltreise Weekly Update #11 – Krankenhaus in Hue

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Wir lassen Deutschland hinter uns und bereisen 1 Jahr lang mit dem Rucksack die Welt. Du erfährst hier in wöchentlichen Updates nicht nur von unserem aktuellen Standort, sondern auch von unseren alltäglichen Erlebnissen und wie wir uns dabei fühlen.
Was für eine Woche… Dieses mal gibt es kein Standard Update mit Sightseeing und langen Fahrten in Nachtzügen von einer Provinz zur nächsten. Stattdessen haben wir den Großteil der Woche im Krankenhaus verbracht.
Start der Woche
Am Dienstag fahren wir von Da Nang in die 90 km entfernte Stadt Hue. Die letzten Tage ging es mir schon nicht gut, aber langsam wird es beängstigend. Ich merke recht schnell, dass etwas nicht stimmt. Aber ich versuche mir einzureden, dass es von selbst wieder weggeht. Durch meine Endometriose habe ich schon viele sehr anstrengende, schmerzhafte und sehr lange Perioden erlebt. Aber das hier ist irgendwie anders. Irgendwie so viel heftiger als sonst. Jedes Mal wenn ich zur Toilette gehe hoffe ich einfach, dass das Blut weniger wird. Aber stattdessen wird es immer mehr. Es wirkt wie in einem schlechten Film. Wie ein Horrorfilm. Nicht nur körperlich extrem belastend, sondern auch emotional. Wie lange kann ich das noch aushalten? Keine Ahnung!
Erster Krankenhausbesuch
Die erste Nacht in Hue schlafen wir kaum. Am nächsten Morgen beschließen wir endlich zum Krankenhaus zu gehen. Dort wird ein Ultraschall und ein Bluttest gemacht. Die Diagnose lautet: ein entzündeter Gebärmutterhals, sowie diverse Anomalien an und in der Gebärmutter. Außerdem habe ich durch die starke Blutung einen Blutmangel. Es sei aber noch im Rahmen und wir dürfen das Krankenhaus wieder verlassen. Mit einem Rezept holen wir bei der Apotheke Antibiotika und ein Medikament, das helfen soll die Blutung zu stoppen.

Zurück im Hotel und Umzug zum nächsten Hotel
Nachdem wir Mittwoch beim Krankenhaus waren verbringen wir Donnerstag den kompletten Tag im Hotelzimmer. Hier können wir allerdings nur noch eine weitere Nacht bleiben. Denn ursprünglich war unser Plan nur zwei Nächte in Hue zu verbringen. Unser Zimmer können wir noch um eine Nacht verlängern, aber danach ist das Hotel ausgebucht. Also müssen wir am Freitag in ein anderes Hotel umziehen.
Vor dem Hotelwechsel fühle ich mich etwas besser, weil ich merke, dass die Medikamente langsam anschlagen. Außerdem bekomme ich wieder etwas zu essen zu mir. Die letzen 2 bis 3 Tage war ich so schwach, dass ich nichtmal wirklich was essen konnte. Außerdem war mir durchgehend leicht übel. Was ich aber nicht so richtig merke ist, wie instabil mein Kreislauf wirklich ist. Denn ich liege ja nur im Bett und gehe höchstens drei Schritte bis zur Toilette. Was nicht anstrengend für den Körper ist.
Auf dem Weg vom Hotel zum Taxi, knapp 100 Meter durch eine schmale Gasse, müssen wir mehrere Pausen machen und ich muss mich einmal auf den Boden legen, damit mein Kreislauf nicht bis zur Ohnmächtigkeit zusammensackt. Jona versucht mich so gut es geht zu stützen, während er unsere Rucksäcke und Reisetaschen trägt.
Nach dem Unterkunftswechsel merke ich schnell wie schlecht es mir wirklich geht. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich habe das Gefühl ich bekomme einfach nicht genug Luft, egal wie viel ich atme. Und mein Kopf tut mir so weh, als würde er gleich platzen. Dabei will ich einfach nur schlafen! Aber mein Körper lässt mich nicht. Mittlerweile sehe ich, dass auch Jona immer blasser ist. Ich sehe die Angst in seinem Gesicht, wenn er mich ansieht. Wir entscheiden uns nochmal ins Krankenhaus zu gehen. So geht es nicht weiter.
Zweiter Krankenhausbesuch - Notaufnahme
Das Hotel ruft uns ein Taxi und eine der Angestellten fährt sogar mit, um sicherzugehen, dass sich um uns gekümmert wird. Mit letzter Kraft schleppe ich mich ins Krankenhaus, wo ich sofort in die Notaufnahme komme.
Mir wird Blut abgenommen, mein Blutdruck gemessen und ich bekomme direkt einen Zugang gelegt. Jona darf nicht durchgehend bei mir bleiben und muss immer wieder rausgehen. Ich bekomme einen Tropf und weiß gar nicht so genau was da drin ist. Aber das ist mir in dem Moment egal. Es lässt mich etwas besser fühlen. Auch Schmerzmittel bekomme ich direkt im Anschluss durch den Tropf und in meinem Kopf fühlt sich augenblicklich alles leicht an. Bestimmt vier verschiedene Päckchen werden an den Zugang angeschlossen, eins nach dem anderen. Mein Kreislauf stabilisiert sich schon etwas. Außerdem werde ich nochmal untersucht.
Am späten Abend teilt uns der Arzt dann mit, dass ich einen sehr starken Blutmangel habe, aber dass die Blutung jetzt mittlerweile nicht mehr besorgniserregend ist. Ich muss aber auf jeden Fall im Krankenhaus bleiben und brauche eine Bluttransfusion.
Bluttransfusion
Am nächsten Tag ist es dann so weit. Ich bekomme zwei Beutel rote Blutkörper und einen Beutel Blutplasma, insgesamt 1 Liter. Der Gedanke das Blut eines Fremden Menschen zu bekommen, welches dann durch die eigenen Adern fließt ist sehr komisch und auch etwas beängstigend um ehrlich zu sein. Jona weicht mir übrigens nicht von der Seite. Er schläft sogar im Krankenhaus bei mir, bleibt während der Transfusionen immer direkt an meiner Seite und hält mir die Hand. Ich bin so froh, dass er bei mir ist! Bestimmt 7 Stunden dauert es bis mein Körper das gesamte Blut aufgenommen hat. Aber bereits nach der ersten Stunde merke ich, dass mein Körper wieder etwas an Energie gewinnt und ich so langsam auch wieder lächeln kann. Jetzt bin ich mir sicher, dass alles wieder gut wird.

Auch wenn es mir durch die Bluttransfusionen und die Medikamente körperlich schon sehr viel besser geht, zehrt der Krankenhausaufenthalt an den Nerven. An Schlaf ist hier nicht wirklich zu denken, obwohl Schlaf doch gerade jetzt so wichtig wäre. Die Betten sind so hart, dass spätestens nach der zweiten Nacht mein gesamter Rücken wehtut. Die Tür des Zimmers besteht zur Hälfte aus Glas, sodass es im Zimmer die ganze Nacht hell ist. Draußen vor unserem Fenster ist eine Baustelle, wo Nachts mit schwerem Gerät gearbeitet wird und die ganze Nacht hört man Menschen im Flur reden und telefonieren.
Zurück zum Hotel
Körperlich wieder fitter, aber trotzdem etwas gerädert können wir nach drei Nächten endlich wieder das Krankenhaus verlassen. Heute ist Montag und die neue Woche beginnt. Ab jetzt ruhe ich mich im Hotel weiter aus und hole den Schlaf der letzten Tage nach!
Vor der Reise habe ich schon damit gerechnet, dass mindestens einer von uns im Laufe der Weltreise mal beim Arzt oder im Krankenhaus landen wird. Da hätte ich aber eher an eine tropische Krankheit oder an eine Schürfwunde durch einen Rollerunfall gedacht! Niemals im Leben wäre mir in den Sinn gekommen, dass ich fast verblute.
Im Krankenhaus unterhalten Jona und ich uns oft darüber wie brenzlig die Lage wirklich war. Denn ohne die Medikamente wäre die Blutung nicht besser geworden. Und wäre die Blutung auch nur einen Tag so extrem weiter verlaufen wie zuvor, dann wäre ich ohne ärztliche Hilfe mit Sicherheit daran gestorben. Ein sehr krasser Gedanke, aber gleichzeitig auch genauso real.
Kommentare
Vero
6. April 2025 um 05:59 Uhr
Du bist so stark ❤️ und ihr seid das perfekte Team! Bin froh, dass es euch wieder gut geht!
Rosi
6. April 2025 um 07:12 Uhr
So schön zu hören das es dir wieder besser geht 🥰
Ihr beide seid ein super Team weiter so 😉
Nadine
6. April 2025 um 13:21 Uhr
Ich bin gerade sprachlos zu lesen was ihr gerade durch macht und denke an deine Familie in Deutschland 🙏🍀, passt auf euch auf und genießt die Zeit zusammen 😍 es ist so schön eure Bilder und die Geschichte zu lesen. Liebe Grüße von Mia-Sue, Mayton und Nadine
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