Weltreise Weekly Update #8 – Siem Reap & Phnom Penh

Jonathan

Erlebe in unserem Reisetagebuch die Reise unseres Lebens hautnah mit. Tauche tief in unsere Gedankenwelt ein, verfolge unsere Reiseroute auf Schritt und Tritt und lass dich in die Weiten der Welt mitnehmen.

Wir lassen Deutschland hinter uns und bereisen 1 Jahr lang mit dem Rucksack die Welt. Du erfährst hier in wöchentlichen Updates nicht nur von unserem aktuellen Standort, sondern auch von unseren alltäglichen Erlebnissen und wie wir uns dabei fühlen.

Lies in diesem Beitrag über unsere abenteuerliche Einreise in Kambodscha, wie wir den riesigen Tempel Angkor Wat besuchen und über unsere Zeit in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh.

Nachtzug von Chiang Mai nach Bangkok

03.03.2025

Heute ist unser letzter Tag in Thailand. Denn heute Nachmittag werden wir eine 14 stündige Zugfahrt nach Bangkok antreten. Von dort aus geht es anschließend mit dem Bus weiter nach Kambodscha.

Uns steht also ein langer Reisetag bevor. Deshalb machen wir uns erstmal einen entspannten Morgen. Um für unsere bevorstehende Zugfahrt gestärkt zu sein gönnen wir uns ein leckeres Frühstück. Bei einem kleinen Café gibt es für uns Mehrkornbrot mit Avocado und Tomaten und mit Humus und Pesto. Super lecker!

Anschließend geht es zurück zum Hostel. Wir laden nochmal all unsere elektronischen Geräte auf, damit wir für alle Eventualitäten gewappnet sind. Und dann ist es auch schon Zeit mit dem Taxi zum Bahnhof zu fahren.

Als wir am Bahnhof ankommen steht unser Zug schon bereit und fährt pünktlich um 15 Uhr ab. Bisher sind unsere Züge in Thailand deutlich pünktlicher als wir es aus Deutschland gewohnt sind. Vielleicht hatten wir bisher aber auch einfach Glück!

Im Zug suchen wir unsere Sitzplätze. Die Betten in dem Schlafwagen werden erst später am Abend aufgebaut. Bis dahin sieht das Abteil aus wie ein gewöhnlicher Zug. Leider haben wir einen recht alten Wagon erwischt, wodurch es unfassbar laut ist. Das liegt allerdings nicht an den Fahrgästen, sondern daran, dass es während der Fahrt durchgehend super laut knarzt und quietscht. Um dem Lärm etwas zu entkommen setzen wir unsere Kopfhörer mit Noise Cancelling auf und hören Podcasts und Musik.

Am frühen Abend werden dann die Sitze im Zug zu Schlafplätzen umgebaut. Das geht bei den Angestellten mit zwei Handgriffen und ruck zuck hat jeder ein frischbezogenes Bett. Mittlerweile ist es draußen auch schon dunkel. Weil wir um 5 Uhr morgens in Bangkok ankommen werden, legen wir uns auch direkt hin. An Schlaf ist bei dem lauten Lärm und Geruckel allerdings nicht zu denken.

Busfahrt nach Siem Reap

04.03.2025

Um kurz nach 5 Uhr morgens erreichen wir Bangkok. Unsere Betten im Zug wurden schon vor einer Stunde abgebaut. Das hat aber keinen Unterschied gemacht, denn wir haben diese Nacht ohnehin kein Auge zubekommen.

Jetzt müssen wir 3 Stunden warten bis unser Bus nach Kambodscha abfährt. Die Zeit bis dahin verbringen wir in einem Starbucks Café und frühstücken eine Kleinigkeit.

Für die Weiterfahrt werden wir in einem belebten Hinterhof von einem Minivan abgeholt. Mit uns reisen ein paar Franzosen und eine Britin. Natürlich haben alle viel Gepäck dabei und so dauert es eine Weile bis alles in den Kofferraum gequetscht ist. Zum Glück haben wir keine zerbrechlichen Sachen in unseren Reisetaschen. Denn so wie alles in den Kofferraum gestopft wird wären die Chancen schlecht, dass alles heile bleibt.

Auf dem Weg zur kambodschanischen Grenze halten wir an einer Raststätte. Die perfekte Gelegenheit um unser allerletztes Bargeld auszugeben bevor wir Thailand verlassen. Wir schaffen es bis auf den letzten Baht alles für Snacks auszugeben. So haben wir keinen Cent verschwendet!

Nach rund 3 Stunden Fahrt werden wir an der Grenze abgesetzt. Die letzten Meter absolvieren wir zu Fuß. Unser Fahrer erklärt uns wo wir hin müssen und macht von jedem Passagier ein Foto mit seinem Handy. Die Fotos schickt er an seinen kambodschanischen Kollegen, der uns auf der anderen Seite einsammelt. Denn so erkennt unser Fahrer uns. Und wir sollen bei niemandem einsteigen, der nicht das Foto von uns hat. Das gibt uns ein gutes Gefühl, denn so müssen wir keine Angst haben in das falsche Auto zu steigen.

Bei der Grenzkontrolle dauert alles recht lange. Zum Glück haben wir unsere Touristenvisa schon vor ein paar Tagen online beantragt. Die Franzosen haben das nicht gemacht und müssen sich erstmal an einer weiteren langen Schlange anstellen.

Nach einer guten Stunde anstehen haben wir endlich den Stempel in unseren Reisepässen. Mittlerweile sind wir komplett verschwitzt und hoffen bald in Siem Reap anzukommen.

Auf der anderen Seite der Grenze werden wir sofort von unserem Fahrer empfangen. Er hat auch das Foto von uns auf seinem Handy, also trauen wir ihm. Mit einem Kia Carnival fahren wir über löchrige und staubige Straßen die verbleibenden 150 km nach Siem Reap.

Als wir in unserer Unterkunft ankommen ist es 19 Uhr. Mittlerweile liegt unsere Abreise in Chiang Mai 28 Stunden zurück. Jetzt freuen wir uns etwas zu Abend zu essen, uns zu duschen und uns anschließend ins Bett fallen zu lassen! 😴

Siem Reap

05.03.2025

Nachdem wir die letzten beiden Tage fast ausschließlich im Zug und Auto verbracht haben schlafen wir heute ordentlich aus!

Zum Frühstück kaufen wir uns bei 7-Eleven einen Becher Naturjoghurt und dazu Haferflocken, Rosinen und frisches Obst. Zum ersten mal auf unserer Reise finden wir einen Naturjoghurt, der nicht total süß schmeckt und uns an deutschen Joghurt erinnert! Das macht uns sehr glücklich und gibt uns einen richtigen Energiekick.

Fun Fact: In Kambodscha kann man neben dem kambodschanischen Riel auch mit US–Dollar bezahlen. Wenn man mit US-Dollar bezahlt bekommt man allerdings als Wechselgeld eine Mischung aus beiden Währungen. Da muss man erstmal nachrechnen ob das Wechselgeld stimmt.

Nach unserem Frühstück erkunden wir das Zentrum von Siem Reap. Es ist eher eine kleine und ruhige Stadt. Im Zentrum gibt es eine Hauptstraße mit einigen Bars und drum herum Restaurants und Einkaufsläden. Siem Reap ist hauptsächlich wegen dem weltberühmten Tempel Angkor Wat bekannt. Die Tempelanlage befindet sich nämlich direkt außerhalb der Stadt, was Siem Reap zum idealen Ausgangspunkt für Ausflüge dorthin macht.

In der Mittagssonne ist es tierisch heiß. Mittlerweile sind es 35 °C und wir nutzen jede Gelegenheit der Wärme zu entfliehen. Daher betreten wir jedes Geschäft an dem wir vorbeikommen. Am Ende der Hauptstraße setzen wir uns in ein Café und trinken kalten Matcha Latte und Schokoladen-Frappé.

Außerdem essen wir bei einem kleinen und unscheinbaren indischen Restaurant namens Natraj zu Mittag. Und das ist ein Glückstreffer! Hier essen wir das leckerste indische Essen, das wir beide je gegessen haben. Wir teilen uns ein Linsen Dahl mit Reis und Knoblauch Naan und es ist unfassbar lecker!

Glücklich vom Mittagessen verbringen wir den Nachmittag in unserem klimatisierten Zimmer und ruhen uns aus. Viel mehr kann man bei der Hitze auch nicht machen.

Am späten Nachmittag holt uns der Tuk Tuk Fahrer ab, der uns und unser Gepäck gestern Abend zur Unterkunft gebracht hat. Der Fahrer heißt Sina und hatte angeboten uns ein wenig die Umgebung zu zeigen. Da Sina sehr freundlich und nicht aufdringlich gewirkt hat nehmen wir das Angebot gerne an.

Erst zeigt er uns sein Heimatdorf in der Nähe von Siem Reap. Hier stehen die Häuser auf Stelzen, denn in der Regenzeit wird das flache Umland komplett überflutet. Die Hauptstraße zwischen den Häusern ist erhöht, wie eine Art Damm.

In der Nähe gibt es auch einen See, auf dem sich schwimmende Häuser befinden. Diese werden in der Regenzeit teilweise ins Landesinnere gebracht und vergrößern dort die Siedlungen auf den Stelzen.

Die umliegende Landschaft wird fast ausschließlich für den Reisanbau benutzt. Wir fahren eine Weile zwischen ewigen Reisfeldern und durch ein weiteres kleines Dorf bis zu einem Aussichtspunkt. Hier sind wir umgeben von Reisfeldern und Wasser und genießen die Stille der Natur. Man hört hier draußen nichts außer dem Zirpen von Grillen, es fühlt sich sehr friedlich an. Außerdem sind wir hier um den Sonnenuntergang zu beobachten, den man von hier perfekt sehen kann. Es ist unglaublich schön und entspannend!

Nachdem die Sonne hinterm Horizont verschwunden ist genießen wir den kühlen Fahrtwind auf dem Rückweg nach Siem Reap. Wir sind froh das Angebot unseres Tuk Tuk Fahrers angenommen zu haben. Für morgen früh haben wir uns nochmal mit Sina verabredet, aber dazu im nächsten Abschnitt mehr!

06.03.2025

Um 4:30 Uhr klingelt unser Wecker. Wir ziehen uns was gemütliches an, putzen unsere Zähne und packen etwas zu trinken ein. Kurz darauf um 5 Uhr werden wir von Sina unserem Tuk Tuk Fahrer abgeholt. Denn heute machen wir eine ganz besondere Tour!

In der Dunkelheit der Nacht fahren wir zum Angkor Wat Archäologie Park. Die Luft ist jetzt noch angenehm kühl und wir genießen es chauffiert zu werden. Nach 20 Minuten kommen am Eingang der Angkor Wat Tempel Anlage an. Jetzt dauert es noch eine gute Stunde bis Sonnenaufgang.

Fun Fact: Angkor Wat wird als die größte religiöse Struktur der Welt bezeichnet. Im Angkor Wat Archäologie Park gibt es knapp hundert Tempel aus dem 9. bis 15. Jahrhundert.

Sina setzt uns am Eingang ab und sagt wir sollen ihm einfach bei Whatsapp schreiben wenn wir weiter möchten. Und so machen wir uns mit der Handy Taschenlampe und etlichen anderen Parkbesuchern auf den Weg zum Zentrum der Angkor Wat Tempelanlage. Außer uns sind noch hunderte andere Besucher hier um den Sonnenaufgang hinter dem Tempel zu beobachten.

Die Angkor Wat Anlage ist ganz schön riesig und so sind wir gut 20 Minuten unterwegs bis wir den Platz erreichen von wo aus man den besten Blick hat. Langsam wird es heller und mittlerweile tummeln sich hunderte wenn nicht sogar tausend Menschen um die beliebtesten Aussichtspunkte. Auf den Fotos versucht man es aber natürlich so aussehen zu lassen als wäre man alleine vor Ort. 😄 Aber trotzdem ist der Anblick spektakulär!

In den Haupttempel selbst kann man erst herein nachdem die Sonne aufgegangen ist. Wahrscheinlich damit die Touristen vorher schöne Fotos machen können, ohne dass andere Menschen zu sehen sind. Als wir den Tempel betreten dürfen sind wir überwältigt. Es ist unvorstellbar wie Menschen vor 1000 Jahren etwas so riesiges gebaut haben. Die Mauern und Türme des Tempels sind riesig und es fühlt sich surreal an durch die langen Gänge zu laufen.

Wir sind die ersten Besucher im Haupttempel und können ihn für ein paar Minuten in Ruhe besichtigen, während die meisten anderen noch draußen sind und Fotos machen. Kurz darauf wird es aber auch im Tempel voll und wir machen uns auf den Weg zurück zu Sina und seinem Tuk Tuk.

Als nächstes Fahren wir zum Tempel Ta Prohm, der sich nur wenige Minuten entfernt befindet. Die Fahrt führt uns durch einen dichten Dschungel. Immer wieder kann man von der Straße aus kleinere Tempel und Ruinen zwischen den riesigen Bäumen entdecken.

Der Tempel Ta Prohm ist vor allem dafür bekannt, das hier Teile des Films „Lara Croft: Tomb Raider“ gedreht wurden. Wir finden die Atmosphäre hier sehr mystisch, kein Wunder dass der Tempel als Drehort ausgewählt wurde. Überall wachsen Bäume auf den Überresten der Mauern und zwischen losgelösten Steinen. In den Säulen der Eingänge sind buddhistische Figuren und Symbole eingemeißelt.

Anschließend besuchen wir noch drei weitere Tempel. Auch wenn hier so viele Tempel dicht bei einander sind, sehen alle unterschiedlich aus. Einige sind aufgebaut wie Pyramiden, andere bestehen aus wenigen langen oder vielen verwinkelten Gängen. Wir sind immer wieder aufs neue beeindruckt!

Nach 5 Stunden Tempel Hopping werden langsam unsere Füße schwer. Außerdem ist es mittlerweile nicht mehr angenehm kühl, sondern wieder jenseits der 30°C. Erschöpft und mit von unendlich vielen Eindrücken gefüllten Köpfen geht es zurück zur Unterkunft. Hier verbringen wir den Mittag wieder im kühlen Zimmer und machen einen ausgedehnten Mittagsschlaf.

Zum Abendessen besuchen wir ein kleines Lokal wo es handgezogene Nudeln und selbstgemachte Dumplings gibt. Es ist unglaublich lecker und ein perfekter Abschluss für den heutigen Tag.

Phnom Penh

07.03.2025

Heute geht es von Siem Reap weiter nach Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Wir nehmen uns wieder ein Tuk Tuk um zum Busunternehmen zu fahren. Und um 9 Uhr geht unsere nächste Fahrt im Minivan los.

Schnell stellen wir fest: entweder hat unser Fahrer es sehr eilig, oder er ist lebensmüde. Bei jeder Gelegenheit überholen wir andere Autos, Busse und LKWs. Roller, die nicht schnell genug Platz machen, werden aggressiv angehupt. Und eigentlich wird auch generell durchgehend gehupt. Entweder, um den Leuten zu signalisieren, dass sie ihm Platz machen sollen oder auch um ihnen mitzuteilen, dass er sie jetzt überholt.

Durch unsere Überholvorgänge verbringen wir mehr Zeit im Gegenverkehr als auf unserer eigenen Spur. Monique und ich werden von links nach rechts und vor und zurück geschleudert. Trotz Reisetablette ist Monique speiübel und wir versuchen die Fahrt irgendwie lebendig zu überstehen. Es fühlt sich ein bisschen so an wie die Fahrt im Nachtbus in „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“.

Für die anderen Mitfahrer (alles einheimische) scheint es eine normale Busfahrt zu sein. Sie unterhalten sich munter mit dem Fahrer oder schauen TikToks auf ihrem Handy.

Mit 120 Sachen brettern wir über staubige Landstraßen mit vielen Bodenwellen und einigen Schlaglöchern. Die Tempo 60 Schilder ziehen unbeachtet an uns vorbei. Immer wieder überholen wir haarscharf langsamere Autos und scheren gerade rechtzeitig wieder ein, bevor wir vom Gegenverkehr erfasst werden.

Nach 5 Stunden kommen wir endlich in Phnom Penh an. Mittlerweile ist mir auch etwas schlecht und wir freuen uns beide gleich endlich im Hotel zu sein. – Ja richtig, wir verbringen die kommenden 4 Nächte in einem richtigen Hotel. Mit Premium Deluxe Zimmer, Frühstücksbuffet und Pool auf dem Dach. Darauf haben wir uns schon lange gefreut. Monique hat nämlich vor ein paar Wochen bei Booking.com ein Schnäppchen in einem 4 Sterne Hotel entdeckt und wir haben direkt zugeschlagen.

Unsere 75m2 Suite befindet sich im 20. Stockwerk. Neben einem großen Schlafzimmer haben wir ein Wohnzimmer und einen Arbeitsbereich, einen großen Balkon und ein luxuriöses Badezimmer mit Regendusche. Hier können wir einmal richtig runterkommen und Energie tanken für den nächsten Abschnitt unserer Reise.

08.03.2025

Was für ein Leben! Die erste Nacht in unserer luxuriösen Suite haben wir hervorragend geschlafen. Wir sind schon früh wach und machen uns direkt auf den Weg zum Frühstücksbuffet.

Das Frühstücksbuffet ist einer der Hauptgründe warum wir uns in den letzten Wochen so sehr auf diesen Hotelaufenthalt gefreut haben. Auf den Fotos im Internet sah das Buffet sehr vielversprechend aus. Und wir werden nicht enttäuscht!

Es gibt Baguette, Croissants, Toast, Müsli, frisches Obst, auf Bestellung frisches Rührei, Bacon und verschiedene asiatische Gerichte. Aber mein absolutes Highlight ist: ein üppiges Salatbuffet!

Wir können uns kaum entscheiden was wir als erstes probieren wollen, denn alles sieht sehr lecker und frisch aus. Wir schlagen uns die Bäuche voll und freuen uns, dass wir auch an den kommenden drei Tagen das Frühstücksbuffet auskosten können.

Nach dem Frühstück geht es zurück auf unser Hotelzimmer. Und dort verbringen den Großteil des heutigen Tages. Wir freuen uns sehr mal wieder eine eigene „Wohnung“ zu haben.

Mittags kühlen wir uns im Pool auf der Dachterrasse ab. Von hier hat man einen noch besseren Ausblick als von unserem Balkon. Allerdings besteht der Ausblick hauptsächlich aus Blechdächern, stark befahrenen Straßen und anderen Hochhäusern.

Abends machen wir eine Runde Sport im Fitnessstudio des Hotels. Zum Abendessen holen wir uns bei einem Restaurant gegenüber Nudeln und gebratenen Reis mit Gemüse. Mit dem Essen lümmeln wir uns in unser Wohnzimmer und schauen bei Netflix „Lara Croft: Tomb Raider“. So können wir nochmal die Tempel sehen, die wir vorgestern in Siem Reap besucht haben.

09.03.2025

Nachdem wir uns gestern einen entspannten Tag im Hotel gemacht haben, widmen wir uns heute der jüngeren und dunklen Geschichte von Kambodscha.

Geschwächt durch den Vietnamkrieg und einen einhergehenden Bürgerkrieg übernahmen 1975 die Roten Khmer (die Kommunistische Partei Kambodschas) die Herrschaft in Kambodscha. Der Plan der Roten Khmer war es einen Agrarkommunismus zu etablieren, bei dem alle Menschen in der Landwirtschaft arbeiten. Dafür wurde innerhalb weniger Tage nach der Machtübernahme die gesamte Bevölkerung aus Großstädten vertrieben und zur Arbeit auf den Feldern gezwungen.

Neben politischen Gegnern wurden von den Roten Khmer auch Buddhisten, Christen, ethnische Minderheiten, Beamte und die Gefolgschaft der gestürzten Regierung verfolgt und ermordet.

Heute besuchen wir als erstes das Tuol Sleng Museum in Phnom Penh. Vor der Machtübernahme der Roten Khmer war Tuol Sleng eine Schule, wurde dann aber zu einem Gefängnis umfunktioniert. Es ist das berüchtigtste von 190 Verhörzentren dieser Zeit. Zwischen 1976 und 1979 wurden hier 18.000 Menschen gefoltert und ermordet. Von den Inhaftierten haben insgesamt nur 12 Menschen überlebt.

In den Gefängniszellen betrachten wir Kunstwerke von Hinterbliebenen, die die Qualen der Häftlinge thematisieren. Außerdem gibt es eine Ausstellung, die die Schicksale von Kindern während der Herrschaft der Roten Khmer behandelt. Kinder wurden zu harter körperlicher Feldarbeit gezwungen, zu Kindersoldaten ausgebildet oder ermordet, weil einem Familienangehörigen ein Verbrechen vorgeworfen wurde. Ein Zitat des Anführers der Roten Khmer lautet „Um Unkraut zu vernichten muss man die Wurzeln entfernen.“

Die Stimmung im Tuol Sleng Museum ist sehr bedrückend. Es ist kaum vorstellbar welche Schrecken sich hier abgespielt haben. Auf Fotos von der Befreiung des Gefängnisses sehen wir abgemagerte Menschen, gefesselt mit Stahl an den Fuß- und Handgelenken, die in riesigen Blutlachen liegen. Auch wenn die Gesichter zensiert sind, kann man sich die schmerzverzerrten Gesichter ausmalen.

Außer uns sind kambodschanische Schulkinder unter den Besuchern, aber auch viele Erwachsene und einige Touristen. Ziel des Museums ist es nicht nur über den Kambodschanischen Genozid aufzuklären, sondern auch durch Aufklärung zukünftige Völkermorde zu verhindern.

Vom Tuol Sleng Museum fahren wir ein Stück raus aus dem Zentrum von Phnom Penh zum Choeung Ek Völkermord Gedenkzentrum. Hier befindet sich eines der über 300 sogenannten Killing Fields. Stätten, an denen Massenmorde durchgeführt und die Leichen in Massengräbern verscharrt wurden.

In den vier Jahren zwischen 1975 und 1979 wurden beim Kambodschanischen Völkermord etwa 2 Millionen Menschen, ein Viertel der gesamten Bevölkerung getötet. Diese Menschen wurden entweder ermordet, sind verhungert oder an Erschöpfung und Krankheiten gestorben.

Mit einem Audio–Guide erfahren wir beim Choeung Ek Gedenkzentrum von Zeitzeugen über ihre persönlichen Schicksale und die grausamen Methoden, mit denen hier die Menschen ermordet wurden. Eine Geschichte, die uns wegen ihrer Grausamkeit besonders im Kopf hängen bleibt, ist die des sogenannten „Killing–Trees“. Ein großer Baum, an dem die Roten Khmer unzählige Babys umgebracht haben. Dies geschah, indem sie die Babys an den Füßen festhielten und dann mit voller Wucht gegen den Baum geschlagen haben. Kaum vorzustellen wie Menschen zu solchen Taten fähig sind.

In der Mitte des Gedenkzentrums befindet sich eine buddhistische Stupa, die die Knochen und Schädel von über 5000 Opfern enthält. Diese wurden in den umliegenden Massengräbern gefunden und nach forensischen Untersuchungen nach Alter und Geschlecht gruppiert.

1979 wurde die Herrschaft der Roten Khmer nach knapp vier Jahren durch den Einmarsch von Vietnamesischen Truppen beendet. Der erste Prozess gegen einen der Hauptverantwortlichen des Kambodschanischen Völkermords begann allerdings erst 2009, also 30 Jahre später. Noch bis 1993 hielten die Roten Khmer Kambodschas Sitz bei den Vereinten Nationen. Kaum vorstellbar.

Vom Choeung Ek Gedenkzentrum fahren wir mit einem Tuk Tuk zurück in die Stadt zum Hotel. Mittlerweile ist es wieder unendlich heiß und wir flüchten in unser klimatisiertes Zimmer. Hier verbringen wir den Rest des Tages.

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